Schreibaby-Sprechstunde

Es gibt Babys, die oft und lange schreien. Sie werden schnell unruhig, beruhigen sich nur schwer und schlafen schlecht ein. Wenn Kinder übermäßig viel schreien, spricht man von einer Regulationsstörung.

Die Eltern bemühen sich nach Kräften, das Baby zu beruhigen, und dennoch scheint nichts zu gelingen. Das bringt sie häufig an den Rand ihrer Belastbarkeit. Sie fühlen sich hilflos und verunsichert, manchmal sogar unfähig. Dabei gerät die gesamte Familie in Not. Alle sind ständig in Alarmbereitschaft. Entspannte, ruhige und glückliche Momente mit dem Baby gehen verloren.

Warum schreien manche Babys so viel?

Häufig besteht die Sorge, dass das Baby deshalb so viel schreit, weil es körperlich krank ist. Um das auszuschließen, sprechen Sie bitte mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt. Bei einer Regulationsstörung hat das Schreien jedoch keine organische Ursache. Schreibabys fällt es schwer, die Reize der Umgebung zu verarbeiten, Stress abzubauen, sich auf die körperliche Nähe der Eltern einzulassen und zur Ruhe zu kommen. Sie schreien, wenn sie müde werden und können trotzdem nicht einschlafen.

In den ersten Lebenswochen entsteht eine Spirale aus wenig Schlaf und zunehmend ausgeprägten Schreiphasen. Zudem haben die Babys aufgrund des Schreiens oft Blähungen und sind auch körperlich unruhig. 

Was geschieht in der Schreibaby-Sprechstunde?

Ich komme zu Ihnen nach Hause und wir nähern uns schrittweise dem Verstehen der Situation und des Verhaltens Ihres Kindes. Der Hausbesuch in der vertrauten Umgebung ist optimal, um passende Lösungen zu finden. Idealerweise berate ich Mütter und Väter gemeinsam, weil sie unterschiedlich auf das Kind und die Situation blicken und beide Perspektiven wichtig sind.

Anamnese-Gespräch

Die Fähigkeit des Babys zur Selbstregulation hängt von verschiedenen Aspekten ab: seinem Temperament, seiner individuellen Entwicklung, seiner Vorgeschichte, dem Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt und damit dem Start ins Leben. All das betrachten wir zusammen in einem ausführlichen Anamnese-Gespräch – damit beginnt das Verstehen.

„Tagebuch“ für Ihr Kind

Sie werden ein „Tagebuch“ für Ihr Kind führen. Mithilfe eines Schlafprotokolls erfassen Sie die Schlaf- und Wachphasen Ihres Babys. Außerdem dokumentieren Sie Mahlzeiten sowie Wickel- und Spielzeiten, um die Selbstorganisation Ihres Kindes zu verstehen und im Zusammenhang mit dem Familienalltag zu betrachten.

Gemeinsam lesen wir dieses Tagebuch. Ich „übersetze“ dabei die oft nur sehr feinen Signale ihres Kindes entsprechend seiner individuellen Entwicklung. Bereits nach kurzer Zeit können Sie selbstständig Ursache und Wirkung verstehen. Es ist wie ein roter Faden, der sich durch den Alltag ziehen wird – das gibt Ihnen Orientierung.

Hilfreiche Videos

Es ist sinnvoll, mit einer Videokamera verschiedene Wechselwirkungen festzuhalten. Dafür nehme ich kurze Sequenzen einer Interaktion zwischen Ihrem Kind und Ihnen als Mutter und/oder Vater auf. Oder ich bitte Sie, selbst ein Video anzufertigen, zum Beispiel in einer gemeinsamen Essenssituation. Der Zugang über ein Video ist direkt und einfach. Ob Sie dieses Mittel einsetzen möchten, entscheiden Sie natürlich selbst.

Ich werte das Video sorgfältig aus und wir schauen uns aufschlussreiche Sequenzen gemeinsam an. Sie können dann quasi von außen sehen, welche Möglichkeiten Ihr Kind schon hat, sich selbst zu beruhigen. Und wir blicken auf die kindlichen Signale in Wechselwirkung mit Ihnen – das ermöglicht eine angemessene Deutung.

Beratung und Lösungen

Ich berate Sie umfassend auf Basis der Anamnese sowie der Ergebnisse des Tagebuchs und eventuell von Videos. Gemeinsam finden wir Lösungen, die zum Alter, der Entwicklungsphase und dem Temperament Ihres Kindes sowie zu Ihrer Familiensituation passen. Dabei gebe ich Ihnen Informationen zum entwicklungspsychologischen Hintergrund und unterstütze Sie mit individuellen Beruhigungshilfen und Entspannungstechniken.

Sie werden Ihr Kind zunehmend besser verstehen und entdecken, welche Möglichkeiten es schon hat, Reize zu bewältigen. Die feinen Signale richtig zu interpretieren, hilft Ihnen, sich wieder sicher ihrem Kind zuzuwenden und es erfolgreich zu trösten.